Extreme-E-Car-Drift

Extreme E - elektrischer Offroad-Rennsport

Die Extreme E ist eine Rennserie für vollelektrische SUVs. Sie trägt ihre Rennen in den "extremsten" Regionen der Erde auf Offroad-Strecken aus und startete im April 2021 in ihre erste Saison. Das Ziel der Extreme E ist es, mithilfe von Motorsport vor beeindruckenden Kulissen auf die bereits heute sichtbaren Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. Zur Veranschaulichung der Probleme wählte die Serie Rennorte mit konkreten Beispielen aus. Die Extreme E fußt auf den drei Säulen Elektrifizierung, Umwelt und Gleichstellung - so ist jedes Team verpflichtet, einen Fahrer und eine Fahrerin anzustellen.

Erste Details zur Extreme E gaben die beiden Initiatoren des Projektes - Alejandro Agag und McLaren-Sportdirektor Gil de Ferran - im Rahmen einer Launch-Veranstaltung am 31. Januar 2019 in London bekannt. Nachdem der Fahrzeug-Prototyp im Sommer 2019 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, veröffentlichte die Extreme E kurz vor Weihnachten 2019 einen ersten Rennkalender für die Debütsaison, gab allerdings im Oktober 2020 sowie im Januar 2021 noch einmal Anpassungen für die Debütsaison bekannt (zum Extreme-E-Rennkalender). Geschäftsführer der Extreme E ist der Formel-E-Gründer Alejandro Agag, der sich bei seinem neuen Projekt vieler bewährter Mechanismen der Monoposto-Kategorie bediente.

Rennformat der Extreme E

Alle Rennen der Extreme E, die sogenannten X Prix, gehen über mehrere Runden und durchschnittlich rund 15 Kilometer Gesamtdistanz. Dabei tritt jedes der Teams mit einem Mann und einer Frau an. Nach einer oder zwei Runden - je nach Streckenlänge - tauschen sie den Platz am Steuer. Die strategische Entscheidung eines Rennstalls, welcher von beiden Pilot:innen zuerst ins Lenkrad greift, bleibt bis zum Rennstart geheim, sodass es auch zu "gemischten" Duellen auf der Strecke kommt.

Mit dem Beginn von Saison 3 wechselte die Serie von einem klassischen Zwei-Tages-Rennwochenende zum Double-Header-Format. Somit werden nun pro X Prix zwei Rennen ausgetragen, die allerdings nur noch aus dem Qualifying und dem Finale bestehen. Die Qualifikation besteht dabei aus zwei Abschnitten, den sogenannten Heats. Dabei gehen jeweils fünf Teams zeitgleich auf die Strecke und kämpfen um die besten Positionen.

Pro Qualifying-Heat werden Punkte vergeben, die jedoch keinen Einfluss auf die Gesamtwertung haben. Hier geht es vielmehr darum, ein zwischenzeitliches Qualifying-Ergebnis zu erreichen. Pro Heat-Sieg werden zehn Punkte vergeben, danach geht es in Zweierschritten bis zum fünften Platz hinunter (siehe Tabelle). Das Ergebnis des ersten Qualifyings ist maßgebend für die Aufstellung der zweiten Qualifikation. Denn das schnellste, drittschnellste und fünftschnellste Team von Heat 1 auf die Platzierungen 2 und 4 des zweiten Heats und umgekehrt. Nach dieser zweiten Qualifikation werden erneut die Qualifying-Punkte vergeben und ein Gesamtergebnis errechnet.

Sollten zwei Teams nach beiden Qualifyings gleich viele Punkte haben, entscheidet die schnellere Zeit in der Continental Traction Challenge über die bessere Platzierung. Zusätzlich wird ein Meisterschaftspunkt für jeden Heat-Sieg vergeben.

Qualifying-Punkte-System der Extreme E

Position Quali-Punkte
1 10
2 8
3 6
4 4
5 2

Die fünf Teams mit den meisten Punkten nach dem Qualifying treten im Finale an und machen dort den Sieg sowie die Podiumsplatzierungen unter sich aus. Die restlichen fünf Teams fahren die Positionen 6 bis 10 im Redemption Race gegeneinander aus.

Punktesystem der Extreme E

Position Punkte
Platz 1 25 Punkte (1. im Finale)
Platz 2 18 Punkte (2. im Finale)
Platz 3 15 Punkte (3. im Finale)
Platz 4 12 Punkte (4. im Finale)
Platz 5 10 Punkte (5. im Finale)
Platz 6 8 Punkte (1. im Redemption-Race)
Platz 7 6 Punkte (2. im Redemption-Race)
Platz 8 4 Punkte (3. im Redemption-Race)
Platz 9 2 Punkte (4. im Redemption-Race)
Platz 10 1 Punkt (5. im Redemption-Race)

 

Bonuspunkte für "Continental Traction Challenge" & Heat-Siege

Zwei Bonuspunkte gibt es für den Rennstall, der am Wochenende die schnellste Zeit in der "Continental Traction Challenge" setzt. Der kurze Streckenabschnitt wird zudem als Tie-Breaker genutzt: Bei einem Gleichstand in der Qualifying-Wertung (z. B. wenn zwei Teams beide Heats auf Platz 4 abschließen) wird das Team, das die bessere Zeit in der "Traction-Challenge" fuhr, höher gewertet.

Außerdem wird jeder Sieg in einem der vier Qualifying-Heats mit einem zusätzlichen Zähler belohnt. Somit kann ein Team maximal 29 Punkte pro Wochenende erhalten - 25 für den Rennsieg, zwei für die "Continental Traction Challenge" sowie zwei für die Heat-Siege im Qualifying.

In der Fahrerwertung erhalten beide Fahrer:innen eines Teams Punkte. In der Gesamtwertung werden die Punkte, die ein Duo sammelt, allerdings nicht doppelt für die Teamwertung gezählt, sondern nur einfach.

"Hyperdrive" erhöht Maximalleistung einmal pro Runde

Um für noch mehr Action auf der Strecke zu sorgen, hat die Extreme E ein Feature namens "Hyperdrive" eingeführt. Dieser zusätzliche Boost bietet ähnlich wie der Attack-Mode in der Formel E allen Fahrer:innen einmal pro Runde die Möglichkeit, zusätzliche Leistung freizuschalten. Der Hyperdrive wird jedoch nicht durch das Überfahren einer Attack-Zone aktiviert, sondern mittels Knopf am Lenkrad ausgelöst. Wie viel zusätzliche Leistung der Hyperdrive bringt, kann je nach Strecke variieren - maximal sind es 400 kW.

TV-Übertragung & Live-Streams zur Extreme E

Ursprünglich sicherte sich der Medienkonzern Discovery die Übertragungsrechte an der Extreme E in ganz Europa. Im Januar 2021 gab Seven.One Sports, der Geschäftsbereich Sport der Seven.One Entertainment Group in Deutschland, jedoch bekannt, einen langfristigen Exklusivvertrag unterzeichnet zu haben. Die Gruppe ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der ProSiebenSat.1 Media SE und vereint die Markenkanäle, digitale Plattformen, Content und das Marketing von ProSiebenSat.1 unter einem Dach. Die ersten zwei Saisons übertrug demnach der Free-TV-Sender ProSieben Maxx, zusätzliche Streamangebote gab es bei ran.de.

In der Saison 2023 überträgt ProSieben Maxx die Extreme E allerdings nicht mehr - auch nicht im Stream. Stattdessen hat sich Sky Deutschland Verwertungsrechte für Highlights sowie Magazinstücke der Extreme E gesichert. Die Rennen sollen fortan kostenfrei auf dem YouTube-Kanal der Serie ausgestrahlt werden.

Neben der "klassischen" Rennberichterstattung veröffentlicht die Extreme E zudem Dokumentationen im Serienformat über ihre Saisons. Die Beiträge aus der "Electric Odyssey" genannten Reihe sind auf dem YouTube-Kanal der Serie abrufbar.

Per Schiff zu den Extreme-E-Rennorten

Um die entlegenen Rennorte mitsamt Autos, Equipment und Personal zu erreichen, haben sich die Macher der Extreme E eine bemerkenswerte Lösung ausgedacht: Das ehemalige Königliche Postschiff St. Helena wird als schwimmendes Fahrerlager dienen. An Bord des knapp 7.000 Tonnen schweren britischen Postschiffs, das früher die Insel St. Helena im Südatlantik belieferte, befinden sich etwa Labore, Schlafzimmer für das Teampersonal und Gästebereiche. Dafür unterzog die Extreme E das Schiff einer umfassenden Renovierung und Modernisierung mit "Green-Emission"-Technologien.

Die gesamte Ausrüstung wird demnach auf dem Seeweg transportiert. Die Extreme E hat sich dabei zur Klimaneutralität verpflichtet. Durch ein gigantisches Windsegel sollte die St. Helena eigentlich rund 50 Prozent Kraftstoff einsparen. Diese Idee legte die Serie allerdings auf Eis, um sich zunächst (auch finanziell) auf den Umbau des Schiffes zu konzentrieren.

GPS-Tracking: Der Live-Standort des Extreme-E-Schiffs St. Helena

Testfahrten der Extreme E

Die erste ernstzunehmende Testfahrt für das vollelektrische SUV "Odyssey 21" stand im Januar 2020 in den Pyrenäen auf dem Programm. Dabei traten die Rennfahrer-Brüder Timmy und Kevin Hansen zum Duell gegeneinander an - beide sollten später auch ein Stammcockpit erhalten. Guerlain Chicherit fuhr das Einheitsfahrzeug der Extreme E anschließend im Shakedown der Dakar-Rallye 2020, bevor er am 17. Januar 2020 sogar das letzte Rennen der Rallye Dakar eröffnete. Beim Quiddiya-Grand-Prix, der letzten Etappe, setzte schließlich Ken Block im Extreme-E-SUV die übergreifend drittschnellste Zeit aller Teilnehmer:innen.

Bei einer Testwoche in Südfrankreich gaben sich im Herbst 2020 mehrere bekannte Rennfahrer:innen die Ehre, um das Extreme-E-Fahrzeug zu testen. Neben den Andretti-Pilot:innen Timmy Hansen und Catie Munnings pilotierten unter anderem Formel-1-Pilot Valtteri Bottas, Formel-E-Doppelmeister Jean-Eric Vergne, Jerome d'Ambrosio, Andreas Bakkerud und die deutsche Rennfahrerin Sophia Flörsch den Elektro-Boliden.

Im November und Dezember 2020 erhielten alle Teams schließlich ihr Fahrzeug für die erste Saison und trafen sich anschließend vom 17. bis 19. Dezember zu gemeinsamen Vorsaison-Testfahrten im spanischen Aragon. Während einer Extreme-E-Saison sind keine weiteren Testfahrten erlaubt.

Wissenschaftliches Komitee der Extreme E

Die Extreme E will an allen Rennorten gemeinsam mit lokalen Umweltinitiativen einen Beitrag zur Sanierung und Wiederherstellung beschädigter Ökosysteme leisten, die bereits vom Klimawandel betroffen sind. Im April 2020 hat die Serie ihr "Wissenschaftliches Komitee" bekannt gegeben, eine Gruppe angesehener Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen, die dabei helfen soll, die Rennevents lokal so nachhaltig wie möglich umzusetzen. Der Ausschuss setzt sich wie folgt zusammen.

  • Carlos Duarte (Professor of Marine Science at the King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) & Vorsitzender des wissenschaftlichen Komitees in Saison 3)
  • Richard Washington (Professor of Climate Science an der University of Oxford, Desert-Experte)
  • Lucy Woodall (The University of Exeter/Nekton Foundation, Ocean-Expertin)
  • Peter Wadhams (Professor of Ocean Physics, University of Cambridge's Emeritus, Arktis-Experte)
  • Francisco Oliveira (Doktortitel im Department of Geography an der University of Cambridge erworben, Amazonas-Experte)

Partner der Extreme E

Die Extreme E erhält Unterstützung von zahlreichen Sponsoren und Partnern. Dazu zählt unter anderem das Gründungsmitglied Continental, das gleichzeitig als offizieller Reifenlieferant auftritt. CBMM unterstützt die Extreme E zudem als "Niob-Lieferant" und ermöglicht damit die Integration fortschrittlicher Niob-Produkte in das Chassis der rein elektrischen SUVs.

Video: Was ist die Extreme E?

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